Mein Bleistiftgebiet (ist026)

I Zit. Aus Friedrich E. Linscheid, Werkzeuge des Geistes: Über die Erfindung des Bleistifts durch schottische Schafhirten. Eine kurze Geschichte des Bleistifts // II Und: Die Schmerzen vor Augen. Der kleine schwarze Punkt im Handball[en] der linken Hand. Nach dem Abwischen des Blutes. Die Fremdmaterie im Fleisch. Die Arbeit mit der Pinzette. (Eine weitere Entzündung. Lassen wir das Mal. Das kommt schon von selber raus.) Da[s] Nässen der Wunde in den kommenden Tagen. Die Fremdkörpererfahrung. Der Schmerz. Die kleine sich bildende Beule im Handballen der linken Hand. Der Schmerz beim Druck auf den wunden Punkt. (Es kommt nicht von selbst raus. […] Nein, ich will nicht zum Arzt. Das kommt schon selber raus. Du musst nicht, aber …) Das Abschwellen der kleinen Wunde. Das weniger, das nicht mehr Nässen, das Pflaster mit den bunten Tieren. Der nachlassende Schmerz. Im Kindergarten (in der Grundschule? Wahrscheinlich in der Grundschule!) Das Interesse der Mitschüler an der kleinen, verheilenden Wunde unter dem Pflaster an der linken Hand. Was bleibt ist der Punkt im Handballen der linken Hand. Und dieses. // Und Natürlich: Eine Jagdszene. Ein [Draufhauen]. Ein Zurwehrsetzen. Ein Zurwehrsetzen. Ein Bleistiftangriff. Eine [Verletzung]. Ein Abbruch. Ein [Geheul]. III Schiefheiten in den Bergen von Berow dale. Anfeigen neun tunken wie Schwefel, hoffen geeicht. Mischen diese Beutegier, zeuge des Geistes. Die Scherzen von Aigu in ihr heiter Kind nach Abweiden des Blutes Im Buchgarten, vereiteln Wade. Und väterlich: Ein Gritt. Ein G heil.

Pilze / Warzen (ist025)

I Zit. Aus Uwe C. Steiner, Die Zeit der Schrift: Passage eine Umdeutung des Chandos-Briefes. Nicht die Wörter zerfallen, die Schrift zerfällt … // II Kein Wunder, kommt mir dieser Ansatz verdächtig vor: Ich habe die Passage schon einmal gelesen. 1998 waren […] meine Prüfungen im Hauptfach Deutsche Literatur[,] und eines meiner schriftlichen Prüfungsthemen die “Sprachkrise in der Klassischen Moderne”. Zur schriftlichen Prüfung hatte ich einen langen Text mit unterschiedlichen Elementen (Chandos-Brief, Nietzsche, Wiener Kreis etc.) quasi memoriert und konnte diesen in jenen 4 Stunden auf mindestens 16 handschriftlichen Seiten reproduzieren – (die Theoreti[ker]: diese erst nicht verstehen III diese dann nach einer gewissen Zeit verstehen – [vielleicht] ist es auch eine Form des Akzeptierens – , nach einem […] Zeitraum diese nicht mehr verstehen. Einsehen: Theorien sind Texte der Plötzlichkeit. Aber Bilder [fixieren] sich dadurch. Die berühmte Pilzmetapher in jenem Text. Auch ein Pilz: Eine Warze an meiner Schreibhand – Stress – und Druck[bedingungen], was das viele Schreiben derzeit mit einem Kugelschreiber [anging]. Als die Warze von einer Ärztin mit einem scharfen Gerät von meinem Finger geschnitten wurde, dauerte es nicht lange, bis sie wieder nachwuchs. Eine besonders scharfe Salbe machte ihr – nach [längerer] Behandlung dann den Garaus. Pilze, die Warzen sind, oder anders herum: Warzen, die Pilze sind, nicht nur im übertragenen Sinne – in allen meinen Texten. Gesunde Schreib[schulen]resistenz. Innerlichkeit. Weltkontakt. IV diese hat Uran hebend tot. fingierte Schiffe, die tunlich kirre fingerten. er reist sich als die lüge fleiß. Und der tank. legen, lebte. regt, zu sinnen gefasster Warte. Zerfall, danach horn zu derben sprechen. dicke Systeme für eine Epoche heben. gelb, er hupt, halte, Welt hortet wer hample nicht tiefe Schrift. kein Wind kennt dieser Ansatz meiner Seilbahn reife. die Sprachreise memoriert In Lepra dreie. die erst licht bestehe. nach einem viva lebe Eine Vase an einer tat mit hegelschen surf. die Woge werde nachwuchs. Warum zogen die allen meinen Teilen scheissenden takt.

Projektor (ist024)

I Zit. Aus Marshall McLuhan, Gutenberg-Galaxis: Über den Leser als Filmprojektor und das überflüssig laute Lesen dank Buchdruck und dessen magischen Wiederholungscharakter. // II Dann habe ich in einem Kurzfilm [mitgespielt]. Den Titel habe ich vergessen. Eine unglückliche Liebesgeschichte. Ersatzhandlungen und Traumbilder. Die Settings. Die [Dreharbeiten] in meinem Studierzimmer. Auf einer Alm. In einem Nachtclub mit Pianomusik. („Klimperkasten“, Konstanz). An einem Fluss (genauer: einer Au). In einer [Stadt]. Meine damalige Freundin wurde eifersüchtig auf die Filmpartnerin. Es ging dann auch bald zuende [mit] unserer Beziehung (eine andere Geschichte). Der Kurzfilm erreichte den 3. Platz in einem städtischen Wettbewerb. Als Gage bekam ich, der Hauptdarsteller, ein paar Essensgutscheine für McDonalds. Der Kontakt mit dem Filmer (=Regisseur, Drehbuchautor usw.) brach ebenfalls nach kurzer Zeit ab. Er zog in eine andere Stadt (in den Osten?). Holger E[rb] war, glaube ich, sein Name. 1997, das Jahr. Oder war es 1998? Die Videokassette, die ich damals als Belegexemplar erhielt, ist in den heute gängigen [Geräten] nicht mehr abspielbar. Das Problem der Daten- und Bildmigration. Die G […]. III [selektive Abstumpfung] von Bildern, die nur noch Fotographie[n] sind. Die eigene Filmproduktion und –projektion als Entschleunigungs[arbeit] in der Zeit. (Das Herunterrechnen von Information – Oder: Die Komprimierung. Die [Verfahren]. Die wenigen noch vorhandenen Erinnerungen, Bilder, Bedeutungen: im gebetsmühlenartigen Loop. Überhaupt: historisches Nacherleben als Loop. Schwundstufen. Der Philosoph mit dem Hammer. // Es gibt keine ewige [Wiederkunft] des Gleichen. Es gibt aber eine ewige [Wiederkunft] des immer Wenigeren. Am Ende einer immer übersichtlicheren Struktur, die sich durch einen Punkt darstellen liesse IV Die Mechanisierung der Schnee. 6km. Die erste Bewegung in einer Rein Dawider Moment. Der User bewegt die Reihe vor. Im Buchstaben des Autors federt zu Erfassen der Leser. in den Hui seines Autos. Das Fleiß-land beweglicher Typen ermöglichte ein Erzürn. Die Chinesen beeindruckt als tragisch. bin leer. der Hengst des Elbo kontra Flur. abrufung von Bildern. es gibt aber eine ewige Vier.

Die Eule, der Mops (ist023)

I Zit. Aus Daniels u.a., The world’s writing systems: Abb. eines Labanotationssystems // Nicht nur, dass ich die mit Abstand hässlichsten [Schuhe] anhatte, zudem unbrauchbar, denn sie hatten ein Gummigemisch als Sohle – Gift für den Tanzboden. Ich kam [kann] aber auch zu spät und alle potentiellen Partnerinnen (wie von mir […]) waren vergeben. (Erst später erfuhr ich, dass eine Rechtzeitigkeit an diesem Tag auch nichts gebracht hätte, oder nur wenig.) Die Jungen von der Nachbarklasse hatten [mit] den unterstufigen Mädchen schon vor Wochen angebandelt und die Sache klar gemacht. Die Jungen meiner Klasse bekamen also nur den Ausschuss. II Und ich: bekam den Ausschuss des Ausschusses. Das waren: der Mops und die Eule. So hat es sich wechselnd über ein halbes Jahr hingezogen. Den Abschlussball bestritt ich mit der Eule (obwohl der Mops sicherlich besser tanzen konnte). Den Mops bekam ein damals guter Kumpel. Meine Eltern waren an diesem Abend nicht zugegen. Ich machte mit der Eule meinen Pflicht- und Ehrentanz. Mein Kumpel den seinen mit dem Mops. Danach betranken wir uns. Der Kumpel und ich. Irgendwann hat sich zu uns auch noch der Geschichtslehrer gesellt. // Die Verbindung mit dem Tanz ist diese Sprache des Erinnerns. Es ist keine Sprache der Bewegung. Eine des Vertrauens. Ein Abwesenheitstanz. Ein [Bühnen-]geistertanz. Keine Zeichenfolge mit Haken und Winkeln. Nichts Räumliches. Eine Kette aus Nullen. Keine Einsen. Löschwerte im Logfile. Kaum zu retuschieren. (Musik: “smoke on the water“) III fatal als tolle-Gift, ach nichts gebucht. Die Fugen von oh. Die Suche, oh Ausschuss. Den Abschluss mit der Eile, ein damals guter Bengel. Die Kubik, mit dem Tanz ist diese Spende des Erinnerns. Ein Bier. Eine kette, kein Eisen.

[Achtung Rollenprosa]

Logos (ist022)

I Zit. Aus Robinson, Geschichte der Schrift: Über das Alphabet als Währungssystem. Einer Herstellungsmöglichkeit eines Tauschwerts aller Dinge. // Im Grunde ist es aber eine paradoxe [Situation / Simulation]. In Naomi Kleins “No logo” wurde erst durch die Dominanz der Logokonzentration in den Innenstädten der Welt, als Chiffre für eine omnipräsente Globalisierung und Uniformierung, einer Verdrängung – in diesem Sinne – alphabetischer Benennungen von Häusern und Räumen, in denen bestimmte Dinge angeboten [werden], ausgewiesen. II Wie passen diese zwei Denkweisen kapitalistischer Bildfindungsprozesse zusammen? (Das Buch erschien 2001 und war mir auf den ersten Blick ein[leuchtend]. So ein[leuchtend], dass der daraus hervorgegangene Blick noch immer so, noch [bestätigter] die Häuserzeilen entlangschweift, in den Städten, die ich besuche. (Diese Art von Stadtlektüre). Auch in Bern, das sich äusserlich und in einer bestimmten Steinart wie aus einem Guss präsentiert, wirken nicht mehr die Markenanbieter und ihre Aushängeschilder, sondern die daran [klebenden] Räumlichkeiten. Monumente, wie Girlanden an einer Verpackung. Die Analyse war richtig und wird immer konkreter. Den Leuten ist es egal. Der Text der Städte wird überlesen … // Bei der Gestaltung des etk-logos, bspw., wurde anders verfahren. Wurde eine Mischform, eine gemischte Schrift geschaffen. Bildlich, symbolisch, die Schrift, die aus dem Rahmen (Bildschirm …) gleitet – . Die Schrift, die Schrift ist und wieder (grenzenlos) Schrift wird, so u.a. eine Überlegung III Typisch ist die Ansicht eines europäischen Experten ihren Tausch wert. In diesem Sinne alphabetische Beutungen. Wie Rassen zu säumen, die Kaiser teilten klug. Die Schrift, die Schuft, SO eine Überlegung.