Ein schönes Bild / A1S1(2)

(D2)

AUTOMATENSTIMME (sexy, danach Dreiklang, abwärts): Ende der Durchsage.

Während Fröhlich über R2 nach R3 gelangt und dort von Weber ein Blatt erhält, das bei der Übergabe ausgiebig kommentiert wird, Dialog in R1. Währendessen setzt sich Flitz in R2, nachdem er Papiere an den Informationswänden auf und abgehängt hat an einen Bildschirm und arbeitet etwas hektisch.

R1

KÄS: Kein Schnee. Nirgends Schnee. Und die neue Skiausrüstung. Alles umsonst. Für die ganze Familie. Das war teuer. Naja. Nächstes Jahr vielleicht. Oder Mal an einem Wochenende. Wenns schneit. Es soll ja bald schneien. Vielleicht. Und selbst?

SACHWITZ: Ich war bei den Eltern. Wie jedes Jahr. Reden wir nicht darüber. Schwamm drüber. Gefressen, gefressen, gefressen. (geht zu Ihrem PC). Und Müll, Müll, Müll. Hab jetzt bestimmt schon zweihundert Spammails gelöscht. Viagra. Casinos. Zimmerpflanzen. Reduzieren Sie Ihr Körpergewicht. Penisverlängerungen. Billige Medikamente. Software.

KÄS: Ins Engadin hätten wir fahren sollen. Ist aber doch ein bisschen zu teuer. Fünf Köpfe. Das geht nicht jedes Jahr.

SACHWITZ: Schon gelesen? Die neuen Arbeitsverträge sind da. (murmelt). Hmhmhm. Die Projektphase. Hmhmhm. Die Integration. HmHmHm. Ein spannendes Jahr. Hmhmhm. Aha, die Bilder sind jetzt online auf dem Laufwerk.

KÄS: Augenblick, ich komme.

SACHWITZ: Das war ne Feier. Die letzte, wahrscheinlich.

KÄS: Haha. Und hier der Flitz.

SACHWITZ: Und da die Flugs

KÄS: Haha. Und da der Flitz und die Flugs.

SACHWITZ: Und der Weber und die Fröhlich.

KÄS: Und der? Wer ist das denn? Den kenn ich gar nicht.

R3

AUTOMATENSTIMME: Durchsage 8.

FRÖHLICH: Ich möchte Sie auch noch und noch einmal im Namen der Direktion herzlich begrüssen. Neue und mehr Arbeiten werden für eine Übergangszeit auch im Verwaltungsbereich anfallen. Wir bitten Sie auch dort um Ihre Mithilfe. Ich werde in den nächsten Tagen an Sie alle Leitfäden mit Hinweisen auf die neuen Geschäfts- und Arbeitsgänge weiterleiten und bitte Sie, sich diese sorgfältig durchzulesen. Natürlich wissen wir, dass nicht alles von jetzt auf sofort reibungslos funktionieren wird. Aber wir werden Hilfestellungen geben, wo immer sie benötigt werden. Ansprechpartner wären je nach Fall, Ich, oder die Abteilungsleiter der Abteilungen BL oder IK. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag. Äh, Herr Flitz, bitte ins Besprechungszimmer.

AUTOMATENSTIMME: Ende der Durchsage.

Fröhlich geht nach R2 ab, trifft dort Flitz und grüsst Ihn freundlich. Flitz eher abwesend, geht in R3 auf Weber zu.

WEBER: Herr Flitz, nehmen Sie doch bitte Platz.

FLITZ: Ich habe da noch eine kleine Frage zum Protokoll. Könnten Sie …

WEBER: Wir müssen da Prioritäten setzen. Es gibt wichtige neue Aufgaben zu meistern. Vielleicht muss man sie erst erfinden. Man muss da etwas vorsichtig sein, zunächst. Behutsam muss man damit umgehen. Und nicht gleich alles in Frage stellen. Wichtig ist auch, einen souveränen Eindruck zu vermitteln. Davon hängt unsere Glaubwürdigkeit ab. man wird am Anfang auf Widerstand stossen. Das ist doch völlig normal.

FLITZ: Ich wollte doch nur …

WEBER: Die Bedenken. Ich hatte sie auch. Ich habe mit einigen Leuten gesprochen. Es ist das Beste, diese ernst zu nehmen. Zuhörenkönnen, verstehen Sie?. Aber auch Alternativen aufzeigen. Das muss man erst stark machen. Man braucht da Verbündete. Könnten Sie das umschreiben? Etwas mundgerecht machen. Bis heute Mittag? Das sollte heute Mittag raus. Spätestens. Was meinten Sie?

FLITZ: Schon gut. Da war nur die kleine Passage mit …

WEBER: Weglassen. Brauchen wir nicht. Nicht jetzt. Sie machen das schon, und, in dieser Phase lieber erst einmal weniger, als zu viel. Das muss man erst einmal verdauen. So ein Unternehmen ist ja wie ein Körper. Und die Information. Das ganze Informationswesen, verstehen Sie, der Magen. Der spielt eine grosse Rolle. Dr. Jäger hat mich auf dieses Bild gebracht. Ein schönes Bild. War noch was?

FLITZ: Äh, nein. Bis heute Mittag. Soll ich …

WEBER: Ja. Mir vorher zur Durchsicht. So um zwei.

Flitz geht ab über R2 nach R1. Währenddessen

Vom richtigen Zeitpunkt / A1S1(1)

(D1)

N.N.

Wie sie vielleicht wissen

Drama in 3 Akten

Personen:

DR. WEBER, Der neue Direktor der Bibliothek

WALTER KÄS, Chefmagaziner der Bibliothek

LISA SACHWITZ, Studentin/Aushilfe im Magazin

DR. JÄGER (nur als Stimme), von der Unternehmensberatung Jäger & Meister

PETER FLITZ, Abteilungsleiter der Abt. Betrieb/Logistik (BL), OA der D&A

KATJA FLUGS, Abteilungsleiterin der Abt. Information/Kommunikation (IK)

INGEBORG FRÖHLICH, Direktionsassistentin

THEO BAUER, Angestellter (IK) in unklarer Funktion

NEUMANN und MAURER, Zwei Assistenten (Betriebsberater) von Jäger & Meister

sowie weitere Angestellte, Helfer, Maler, Sanitäter etc.

Akt 1, Szene 1

In R1 bis R3 gehen die Lichter an. Die Handlung startet mitten in der Arbeitsaktivität der einzelnen Akteure der 3 Räume. In R3 sitzt Dr. Weber und blättert in Unterlagen. In R1 sitzen Käs und Sachwitz, lesen Zeitung und trinken Kaffee, den sie sich aus Thermoskannen einschenken.

R3

JÄGER (qua Lautsprecher): Guten Morgen, Herr Dr. Weber.

WEBER (zuckt zusammen, steht dabei auf): Guten Morgen, Herr Dr. Jäger.

JÄGER: Wir freuen uns, Sie noch einmal begrüssen zu dürfen, nun an Ihrem neuen Arbeitsplatz und hoffen sehr, dass Sie sich gut eingelebt haben.

WEBER: Danke, ja, ich bin gerade dabei …

JÄGER: Sie wissen ja, es liegt einiges vor uns. (lacht) Das Protokoll der letzten Sitzung finden Sie übrigens in Ihrem Posteingang. Vielleicht können Sie es sich noch einmal genau anschauen, es wurden da ein paar Ergänzungen gemacht.

WEBER: Herzlichen Dank, ja, ich bin gerade dabei, es gibt ..

JÄGER: Ja, es gibt einiges zu tun. (lacht). Packen wirs an, und bitte, so eine kleine förmliche, aber freundliche Begrüssung des Personals. Jetzt wäre wohl der richtige Zeitpunkt.

WEBER: Ich …

JÄGER: Danke. Wir hören also wieder voneinander. (Lautsprecher knackst)

Weber geht zum Mikrofon und räuspert sich. Folgende Ansprache ist in R1/R2 über Lautsprecher zu hören. Käs und Sachwitz zucken zu Beginn der Rede zusammen.

AUTOMATENSTIMME (sexy, nach Dreiklang, aufwärts): Durchsage 7.

WEBER: Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich wünsche Ihnen an dieser Stelle noch einmal ein Gutes Neues Jahr. Wie Sie seit längerer Zeit wissen, beginnen wir mit dem heutigen Stichtag die Reorganisation unseres Hauses. Wir haben uns gut darauf vorbereitet und werden dabei auch tatkräftig unterstützt. Auch, wenn noch vieles im Unklaren liegt, hoffe ich, hoffen wir auf Ihre Unterstützung und Ihr Engagement im Laufe der nächsten Monate, diesen Betrieb wieder zu dem zu machen, was er einmal war. Ein Ort der Gedanken und Ideen. Ein Ort der Begegnung und des Austauschs. Und ein Ort der Sicherheit und Erfahrung, zu dessen Aufbau und Gelingen Sie, liebe Mitarbeitenden, mit grossem Einsatz beigetragen haben. Nicht alles wird sich verändern, aber einiges, damit wir auch in Zukunft den Herausforderungen gewachsen sein werden und ich weiss, dass wir dazu in der Lage sind, mit Ihrer Kompetenz und Ihrer Unterstützung werden wir, werden wir, werden wir es schaffen. Herzlichen Dank. (kleine Pause). Frau Fröhlich bitte ins Sitzungszimmer.