Blödheit

I.

Dem Blöden bleibt es unverständlich:

Das Weltall ist und bleibt unendlich.

Ein Paradox! Denn logisch wär,

dass Blödheit von sich selber her

den Tatbestand recht schnell verstände.

Denn Blödheit gibt’s auch ohne Ende.

II.

Das Blöde hier an dem Gedicht:

Unendlich ist das Weltall nicht.

Es hat nur einfach keine Grenzen.

Das wollte ich dann doch ergänzen.

III.

Auch dass das alles stets so bleibt –

schon sehr gewagt, dass man das schreibt.

IV.

Ein Fazit? Hmm. Das blöde All!

Ist mir zu kompliziert, der Fall.

taz > (GROa)

Ein Rätsel

Es geistert hier durch dies Gedicht

ein Tier. Doch richtig sieht man’s nicht.

Das Tier ist welt- wie stadtbekannt.

Doch wohnt es gern auch auf dem Land.

Zu Wasser wurd es schon gesehn.

Das Tier liebt’s, in die Luft zu gehn,

das meint jetzt nicht: zu explodieren

– kein Tier liebt es zu detonieren -,

sondern gen Himmel zu entschweben.

Das Tier führt kein sehr langes Leben.

Mit zwölf gibt’s die verdiente Rente.

Man kennt vom Tier auch Prominente,

die heißen D. und was mit -bert.

Das Tier ist äußerst mögenswert.

Die meisten finden’s richtig Spitze

nach einer Stunde Oberhitze.

Enteilt es, wackelt’s mit dem Hentern.

Bei schwerem Seegang kann es kentern.

Es kommt hier siebenmal drin vor

als linguistisch reine mor-

phologische Konstituente.

Wie heißt das Tier? Gedicht zu En.. äh.. fertig.

taz > (GROa)

Börsen und Baden

Die Börse stürzt ins Bodenlose.

Ich stürz mich auf die Badehose,

Dann auf mein Rad. Der DAX bricht ein.

Ich breche auf in Richtung Rhein.

Der Crash walzt Renten zu Ragout.

Ich roll vorbei an einer Kuh.

Dann bieg ich links in laues Licht.

Der Geldmarkt kriegt die Biege nicht.

Derweil viel Kapital verfällt,

Folg ich erblühter Uferwelt

Und stoppe dann im kühlen Wald.

Der Schuldenanstieg kennt kein Halt.

Old Sam ächzt unterm Pleitejoch.

Ich jauchze auf: das Baggerloch!

Ich stürm hinein, ich schwimm hinaus.

Aus Dollar, Euro flieht man raus.

Die Dicke und der Gnome de France,

Die taumeln haltlos wie in Trance.

Dagegen zieh ich elegant

Durchs Blau zehn Bahnen. Dann an Land.

Und wie ich froh nach Hause rausche,

Find ich ‘nen Euro, den ich tausche

Beim Italiener gegen Eis.

Der kann ihn brauchen. Und: Wer weiß?

Gibt’s Euros auch noch nächstes Jahr?

Wenn nicht – der See ist ja noch da.

taz > (GROa)

Die halbe Wahrheit

Alkoholisierte Astronauten, überhebliche Osterhasen, seltsames Getier, krasse Schöpfungsfehler, politische Rohrkrepierer, Fußball, Männer und Frauen. Und dann noch jedes Jahr Weihnachten. Manchmal kann man an dieser Welt wahrhaft verzweifeln. Oder einfach über sie lachen. Für dieses Hörbuch hat Georg Raabe eine Auswahl aus neun Jahren Arbeit für die „Wahrheit“ getroffen. Es präsentiert gut die Hälfte seiner dort erschienenen komischen Gedichte, neu durchgesehen und vom Autor persönlich vorgetragen. Mehr / Order (taz-Shop) …

Hörproben:

Mal im Vertrauen

Vorösterliche Krise

Vom Nashorn

Dem Nashorn ist es nicht vergönnt,

dass es bei seiner Freundin pennt.

Es liebt sie, und sie liebt zurück.

Sein Vater aber: Katholik

von fundamental-strenger Sorte.

“Dem Papst missfällt’s”, so seine Worte.

Seitdem leidet das Nashorn seelisch.

Sein Girl ist nämlich evangelisch.

*

Nach einer Flasche Doppelkorn

sah’s Nashorn vorn ein Doppelhorn.

Schockiert, weil schizoid gedoppelt,

ist es entsetzt davongehoppelt.

Und hoppelte bis Oyten-Tüchtern.

Da war’s zum Glück dann wieder nüchtern.

*

Stellt man es an den Marterpfahl,

so ist’s dem Nashorn nicht egal.

Es leidet dort wie ich und du.

Ein Gleiches gilt für Elch und Gnu.

*

Bei Schnupfen heißt das Nashorn

Nieshorn und ist nass vorn.

taz > (GROa)