Die Gurkentruppe

Sie schlagen zu in unheilvoller Stille.

Sie kommen ohne Kampf und Kommandant.

Sie brauchen nicht Gewehr noch Nachtsichtbrille.

Sie töten hellen Tags und unerkannt.

Wer trägt die Schuld, dass solche Killersippe

in unser schönes deutsches Ländchen fand?

Der Spanier? Zieht er hier wohl die Strippe?

Der uns im Fußball immerzu verdrischt?

Kam er nicht anno achtzehn mit der Grippe?

Ich war es diesmal nicht, sagt er uns schlicht.

Wer war es dann? Wer will das Deutsche schwächen?

Ein braver, deutscher Bauer doch wohl nicht!

Ich sag es euch: Die Rohkost will sich rächen.

Hat sich beim Schlachter auch kein Schwein beschwert –

den Grünzeugwahn wird das Gemüse brechen,

das selbstmordattentätlich sich jetzt wehrt.

Dass es dabei verendet, ist ihm schnuppe,

wenn’s unheilbringend in sein Opfer fährt.

Was hilft gegen die rohe Terrorgruppe?

In Scheiben schnibbeln – oder besser noch:

die Gurkentruppe direkt in die Suppe!

Doch: Solche Krieger einfach für den Koch?

Im Personalkörper des deutschen Heeres,

klafft da nicht dieses Riesennachwuchsloch?

Die Gurken in die Bundeswehr – das wär es!

taz > (GROa)

Denkerqualen

Es gründet sich des Denkers Qual

vermutlich in dem Tatbestand:

Hier ist der Geist – da Material.

Der treibt den Denker unverwandt,

sich selbst mit dem Versuch zu schinden,

die beiden Pole zu verbinden.

Dass er dazu den Geist verwendet,

lässt ahnen, dass es damit endet,

dass er nur brät im eignen Saft.

Man wünscht ihm, dass er’s trotzdem schafft.

Dann wär er seine Sorgen los

und sähe: Material und mens

– zwei Backen eines Arsches bloß!

Der Arsch heißt Homo sapiens.

taz > (GROa)

Die Ballade vom Schwätzer

Es lebt im bundesdeutschen Land

ein Freund der weichen Worte,

als Bundesumweltmann bekannt,

ein Schwätzer schlimmer Sorte.

Er war’s, als es in Japan knallt,

den man nach vorne schickte

und der uns süßlich zugeschallt,

wozu er ernsthaft nickte.

Es sei, so sprach er, nun die Zeit,

noch mal zu übersinnen

den Grundbegriff der Sicherheit,

das fühle er ganz innen.

Und dies natürlich eingedenk

des Leids, so würd’ er hoffen,

fern von parteilichem Gezänk.

Und schaute sehr betroffen.

So sah man ihn sinnhaft gesinnt

durch die Begriffe wandeln.

Ein junger Mann mit Frau und Kind,

staatsangestellt zum Handeln.

Ein wort- und amtsverliebter Faun

von denen, die nicht checkten:

Aus höhrer Warte anzuschaun,

da gleicht der Mensch Insekten.

Drum, Röttgen, rede noch so gut!

Die sprachbegabte Rasse

verändert nur, wenn sie was tut.

Was macht denn so die Asse?

taz > (GROa)

Baron am Telefon

Du, Steffi, hier Karl-Theodor.

Ach, du bist grad beim Bügeln?

Ich brauch nicht lang. Doch kommt’s mir vor,

als will man mich verprügeln.

Wie? Wer? Ja, alle! Glaub mir, Schatz.

Was heißt denn hier Getue?

Die schachern schon um meinen Platz.

Ich krieg hier keine Ruhe.

Doch sicher! Ich bin sehr beliebt.

Ich bin auch schön und stattlich.

Doch bloß fürs Vieh, das Stimmen gibt.

Beliebtheit hier, das hat sich

beim bürgerlichen Mittelbau.

Fraktion, Ausschuss, Parteien –

die glauben, dass sie haargenau

zu informieren seien.

Auch sagt der Kai vom Boulevard,

Fan und Frisurenbruder,

für den ich stets Politstar war:

Du läufst mir aus dem Ruder!

Ja selbst die Dicke, die so tut,

als ob sie mich noch stütze.

Die schließt die Tür und sagt: Zu Gut-

tenberg, wo ist die Mütze?

Und ich so: Welche Mütze denn?

Ja die, die Sie bald nehmen!

Dann lacht sie fett. Wie ich die kenn,

kommt’s hier bald zu Problemen.

Du, Steffi, sag, wie wär’s denn so,

du bringst das Geld nach Hause?

Du machst dann diese Missbrauchsshow

und ich Erziehungspause.

Hab ich nicht Wirtschaft mal gemacht?

Als Hauswirt wär ich tauglich.

Ich gebe auf die Mädchen acht,

ich koche auch, dann saug ich

und hüte Hunde, Herd und Haus.

Ich geh dir auf den Wecker?

Schon gut, Schatz. Du, das Gel ist aus.

Gehst du heut noch zum Schlecker?

taz > (GROa)