Der Schweinegott

Hat der Gott der Schweine

Schweinebeine oder keine?

Ist er besonders geisthaltig?

Einfältig? Oder dreifaltig?

Ist er denn beringelschwanzt?

Klatscht er mit den Pfoten

– vorausgesetzt, er hätte welche,

wenn er den Schweinstanz tanzt?

Ist er gar verboten?

Wie steht er wohl zum Gott der Elche?

Ist sein Sohn auch Schwein geworden?

Ließ er im Schlachthof sich ermorden,

um die Schweinheit von den bösen,

schweinischen Sünden zu erlösen?

Dies wird stets ein Rätsel sein.

Denn, Mensch, Du bist kein Schwein!

Und die Schweine ließen’s bleiben,

ihn ausführlich zu beschreiben.

taz > (GROa)

Blitzschnell

Der Blitz, blitzhell,

der Blitz, blitzschnell,

der hat mit ganzer Blitzeskraft

ein armes Schwein dahingerafft.

Weil er mit voller Blitzeswucht

in diesem Schwein die Erdung sucht.

Das Schwein, das elegant da stand,

wurd dadurch vollständig verbrannt.

Gewitzt vom Blitz, schnell zuzublitzen.

Zu schnell fürs Schwein, noch wegzuflitzen.

Eh sich das gute Vieh versah,

lag es als Häuflein Asche da.

Es dachte nicht mal: “Wie gemein!”

Blitzschnell denkt selbst kein Schwein.

taz > (GROa)

Endlich April

Der März war Murks. In diesem Jahr

war März mehr so ein Februar,

wo alles nur mit Mütze ging.

Kein Keim-, kein Sper-, mehr Pelzfäustling.

Wo man den Kragen steiler stellte

und ächzend stapfte durch die Kälte.

Das Land hat inständig gehofft:

Komm, Erderwärmung! Ach, wie oft

saß ich am Fenster, gram und finster,

und starrte auf den toten Ginster.

Verweint. Wohl wissend, was ich will:

Ach, komm doch bitte bald, April!

Kurzum: Man hasste diesen Märzen.

Doch nun nahst Du, Monat der Herzen,

den man sonst ,wankelmütig’ schilt.

Und süße Düfte, lau und mild

durchwabern Wiesen, Wald und Nase,

bewegen Wiesel, Wild und Hase.

Auch Gattung Mensch – hormongeflutet –

wird lendenseitig gut durchblutet.

Du bist’s, April, genannt “Der Tolle”,

lockst Kraut und Krokus aus der Scholle.

Das Schlachtvieh steht schon an am Grill.

Sei mir gepriesen, Freund April!

Der Frühling kommt. Auch in Berlin,

wo Kabinett und Kanzlerin

doch sonst oftmals bis Maienzeit

(Beginn der Frühjahrsmüdigkeit)

bloß tiefschlafartig überwintern.

Den breit gebauten Aussitzhintern

bewegt sie und erhebt ihn nun

zu regem, republikem Tun.

Blüht auf, erstrahlt, steht voll im Saft,

gestaltet, steuert, macht und schafft.

Und wir bewundern sie nur still.

Zu Strophe drei: April, April!

taz > (GROa)

Kölner Trilogie III: Aschermittwoch

Prinzenreklamation

Ein Rest Rotweiß umschlingt noch die Laternen,

zerzaust und nass. Der Dunst aus den Tavernen.

Ein Wind treibt schlappe Jecken um die Ecken.

Der Dom kratzt sich, als hätte er die Zecken.

Die Stadt, klamm und verkatert, macht sich klein.

Und am Museum hebt ein junger Hund sein Bein.

Den Rest Konfetti picken fette Tauben.

Die öffentliche Hand geht ans Entstauben.

Dem Rhein, auf Durchreise, ists einerlei.

In seinem Alter weiß er: Alles geht vorbei.

„Auch meine Zeit ist um. Isch ließ eusch lachen.

Für den Verein, da tat isch alles machen.

Mehr ging nisch, war nisch drin. Ein letzter Gruß.

Gern blieb isch. Doch die Bandscheibe, der Fuß:

Kaputt. Isch hab am Bein escht einfach voll die-

se Seuche. Tschüss! Prinz Karne… äh… Prinz Poldi

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Kölner Trilogie II: Rosenmontag

Nicht vergessen

Wer trinkt, der sollte keinesfalls vergessen:

Zu trinken – das ist anders als zu essen.

Wer isst, wird dick. Wer trinkt, dagegen breit;

flöst aus der Flasche reine Lustigkeit

in sich hinein, sieht Sein und Schein verschwommen.

Und das – was wollt ich noch? – ist hochwillkommen.

Nein, nein, ich wollte sagen: hochgefährlich.

Wer trinkt, sieht Welt und sich nicht wirklich ehrlich.

Der Trunk macht das, was einstmals hart und hässlich

ganz schön… ich mein… er macht ganz schön vergesslich.

Denkt nur an Harald – oder hieß er Klemens?

Der trank von früh bis Korsakow und Demenz.

Das ist hier kein Getränk… äh… kein Geunke.

Jetzt fällts mir wieder ein: der Mann hieß Kuhnke.

Wie viele, die beim Trinken was vergaßen!

Ja, was noch mal? Ach, dieses: Trinkt in Maßen!

Originalbeitrag > (GROa)