Kölner Trilogie I: Weiberfastnacht

So nicht

Nun hört, ihr Weiber, lasst Euch dieses sagen,

das Folgende sollt ihr zu Fastnacht niemals tragen:

Nicht allzu nackt die allzu dicken Schenkel –

sonst friert ihr. Und es schauert Eure Enkel.

Kein T-Shirt nicht, auf dem man „Büzz mich!“ liest.

Wers tut, sei auf den Tambourstab gespießt.

Auch reicht nicht Apfelkorn aus Schnullerflaschen

zwanghaft den Mannen ringsumher zum Naschen.

Das warme Zeug, das will man nicht geschenkt!

Wers tut, wird von der KVB versenkt.

Und wer da trägt die Kanzlerin als Larve,

stimmt in der Hölle Vollenweiders Harfe.

Am Ende sei noch unendlich verflucht:

Die trunkne Plunze, die es einst versucht,

mir eine kalte Wurst ins Maul zu schrauben.

An diesem Tag verlor ich meinen Glauben.

Mein Kind geschultert, konnt ich mich nicht wehren.

Ein Grauen wars. Und dafür sollst du hören

zur Strafe tausendmal „Für Usszeschnigge“!

Der Rest soll feiern! Euer Freiherr Knigge

Originalbeitrag > (GROa)

Käuflich

Große Gedichte, so sagt die Legende,

gehn erst im Geist großer Leser zu Ende.

Dieses hier auch. Denn es ist gegenwärtig

richtig besehen noch nicht so recht fertig.

Mag es auch strahlen und sternengleich glitzern,

fehlts ihm an was. Und woran? An Besitzern.

Ach, wenn sich doch für die wortreiche Spende

bald ein geeigneter Eigner einfände.

Spende – “der Welle lieblicher Buhler”,

wusste schon Goethe. Ach, Guido, als Schöngeist

liebst Du die Künste? Das sinnig Gereimte?

Klingende Worte? Das süßlich Geschleimte?

Silben, die Seele und Herz Dir befeuern?

Nimm dies Gedicht – und erlass mir die Steuern!

Frag auch die Freunde aus deiner Partei

Wem ich was schreibe, ist mir einerlei.

Gegen fiskalische Vorförderungen

werden hier gern “Niebel“ungen gesungen,

“Brüderle, trink!”, “Heide-Rösler” und “Unterm

Lindner”. Ihr müsst mich nur richtig ermuntern!

Pfandfreies Bier, dreißig Vollsilberlinge

– dafür erdichte ich herrliche Dinge,

widme sie euch, eurem Werk, eurem Wohle.

Meldet Euch bald, schließlich brauch ich die Kohle!

taz > (GROa)

Herbstsehnen

Wird im Herbst die Nelke welke,

denke ich entrückt an Elke,

die im Mai bei Tagesneige…

Aber ach, Genießer, schweige!

Wenn im Herbst die Rosen flusen,

wünsch ich mich zurück zu Susen,

die im Juni mir am Strand…

Aber ach, viel zu pikant!

Macht der Herbst aus Veilchen Teilchen,

wein um Vera ich ein Weilchen,

die mir Juli auf der Liege…

Aber ach, wenn ich doch schwiege!

Doch – dass hier die Wahrheit siege:

…Schräges spielte auf der Geige.

…meinen Autoschlüssel fand.

…meinen Platz nahm. Blöde Ziege!

taz > (GROa)

Mal im Vertrauen

Also, Gott, mal im Vertrauen,

so bei ersterem Beschauen…

Deine Schöpfung: Alle Achtung!

Doch bei näherer Betrachtung

gibt es ein paar Kleinigkeiten,

über die kann man sich streiten.

Sind Dir da nicht ein paar Arten

– Tschuldigung – ganz klar missraten?

Um hier gleich mal nachzuhaken:

„Schöpfungswunder“ Kakerlaken?

Mücke? Wanze? Wespe? Schnake?

Ach, und dann der arme Krake?

Voller Noppen und verschlungen.

Hältst Du den für gut gelungen?

Dümmlich schauen aus der Wäsche:

Schafe. – Ein Moment der Schwäche?

Seh ich wo ein Stinktier hupfen,

denk ich mir: Gott hatte Schnupfen.

Steht Dein Gnu nicht deppendumm

sinnlos in den Steppen rum?

Wieviel schöner wär Dein Braunbär,

wenn er etwas bunter wär.

Schlanker. Schneller. Eleganter.

Kannst Du doch – denk an den Panther!

Allerlei kann man beklagen.

Aber muss auch eines sagen:

Du hast – wo viel im Argen liegt –

den Nacktmull echt gut hingekriegt.

taz > (GROa)