Paris, Kafka (notula nova supplement VII)

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Und: Wahrhaftigkeit

a) etwas haftet an Wahrheit

b) Wahrheit haftet an diesem etwas.

im Falle a) etwas kann sich davon wieder lösen, bei starkem Wind, mechanischer Gewalt. Und b) Wahrheit ist flüchtig, kann auch Dich erwischen …

Söhnchen #1 dagegen, derzeit: an angry young boy.

Die 2 Tage um die 2 40er in Paris. Endlich mal Zeit zu schreiben. In Paris. Aber was? Man befindet sich, dort angekommen, immer noch in derselben Haut. Als wäre man nie weg gewesen. Also weiter. Kafka stopfen.

Wörter anfetten

sie aneinander reihen

die dicken Dinger

“Wir sind das Volk!” auch schon bei Kafka. Et un cendrier, svp.

Vor “La Belle Hortense”, cave, librairie, Bar litteraire, steht ein schweizer Exilliterat. Etwas einsam. Etwas allein. Hat noch nicht so recht Anschluss gefunden. Die linke Hand krampft etwas. Die Schreibblockadehand. Die rechte sucht nach einer Zigarette. (Wir dagegen sitzen gegenüber, in der Café Bar Brésil. (Dranmor, ick hör dir trapsen.) Mit der Aussenperspektive lebt sichs gut. Über einen Wandspiegel in der Hortense können wir den Schriftstellern in die Teller schauen. Möglicherweise gibt es Bratkartoffeln und Spiegelei und Spinat. Wir sprechen nicht Portugiesisch. Essen aber alles, was auf den Tisch kommt.)

Der schweizer Exilliterat ist wieder zurück ins Hortense gegangen. Wir nennen ihn einmal Emil Zipfli. Er hat zwei Beine, zwei Augen und zwei Brillen. Momentan setzt er die andere auf. Um eine SMS zu schreiben. An seinen Verleger, der ihn gerade versetzt hat. (Wohin soll den ein schweizer Exilliterat denn auch abends hingehen, wenn nicht ins Hortense, auf 1 Bier, oder 1 Wein. Andere Literaten fallen sich davor um den Hals. Zipfli fällt das Handy runter. Auch das mag Literatur sein. (Bald werde ich auch wieder Hawaihemdenhaftes tragen). Überhaupt: 1 Literatur wie 1 Hawaihemd.)

Und, wer hätte das gedacht: Thomas Stangl sitzt auch herinnen. Wir könnens nicht beschwören, aber wer sollte das sonst sein? Allerdings wird er gerade halb verdeckt. (Ins Brésil tritt derweil Sascha Lobo ein. Seine neue Barttracht gefällt uns gut. Auch sonst scheint er einen vortrefflichen Geschmack zu besitzen. (Zipfli geht ab. Wir bleiben sitzen.))

Und, heut nacht gebaut: ein WordPress-Twitter-Textmaschinchen, das jeden Tag 1 Post automatisch anlegt aus vordefinierten, täglich verlautbarten Phrasen / Aussagen. Zum Bsp: “Kunst ist …”

Ein Traum? Was sonst?

Ein Titel, vielleicht, für die EPUB-Reihe @ etkbooks: realkopie.

Überhaupt: die “kontrollierte Dynamik” des XY-Verlags. (Dagegen der gesunde Einfall am Morgen. Ein Textsammlungstitel, vielleicht Prosa, wie: “Deutsch als Fremdsprache“)

Auch eine Poetologie des Zufalls: ob wir gerade “ich”, “du”, “er”, “sie”, “es”, “wir”, “ihr”, “sie” sind, in einem Text. (Überhaupt: Wieviel Ich steckt doch in einem Satz ohne Ich? Wieviel Notiz, wo Ich doch notiert.)

Die Sachtätlichkeit

und

die Tatsächlichkeit

hernach

Simone (notula nova 64)

Und: ich bespringe dich mit Worten (de Beauvoir, missverstanden.)

Überhaupt: ist Google dem Weblog sein Eckermann. (Und nicht: “Jede Theorie ist normativ, gefasste Erfahrung” (Fried, Aktualität des Mittelalters; vgl. aber: die praktische, die spekulative Theorie).

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(Und zum experimentellen Text, rezeptionstheoretisch: Ein Text, der übliche Lesegewohnheiten irritiert / zu irritieren vermag. Dazu, am Rande, ein Teilsatz zur Informationspoetik: In allen Dingen steckt Kunst. Vielmehr ist der künstlerische Akt die Auszeichnung von Material bzw. Welt. Ein Akt der Metadatierung von Gegebenem und Vorstellbarem. Kunstsprache ist Auszeichnungssprache. Künstlerische Objekte sind immer Metadata … -> Die Duchampssche Rahmung des Blicks / der Perspektive.)

Überhaupt: sich mit Theorie beschäftigen, um in der Nähe der Distanz zu bleiben.

http://www.heidegg.ch. (1 Diskokugelbahn, 1 Kissenschlachtfeld, 1 Bauklotzpalast, der uns verzwergt. Weinreben, Zweigelt, Blauburgunder, steile Hänge. 1 Hillbillyhochzeit, Cadillac, 3-Mann-Kapelle. Nebel über dem See. Allesinallem: 1 sehr familienfreundliches Gewebe. Noch Fragen?)

(Noch ein Stil-Bericht, anlässlich Stamms NZZ-Text: Dort wird Stil als etwas Ganzflächiges, Durchdringendes, Genetisches beschrieben. Etwas, das man – nach jmd. anderem zitiert – im Idealfall gar nicht bemerkt. (Diese Art Textgenetik ist im sog. cut-up oder in cut-up-ähnlichen Verfahren naturgemäss wenig spürbar, in der Textsumme. Das Stilgenetische ist dort eher an den Schnittstellen zu suchen, im wörtlichsten Sinne. Die Schnittmuster, wenn sich so etwas formulieren liesse, wären das stilistische Merkmal auch informationspoetischer Verfahren. Eine Beschreibungssprache dieser wäre ebenfalls zu erfinden).)

Das Abenteuer nichtgeschriebener Mehrteiler (notula nova 61)

Ein Text also, der über seine Entstehungsbedingungen, seine(n) Autoren, seine Sprache(n), sein Umfeld, seine Zeit, seine Richtung, seine Form und sein Medium nachdenkt, gleichermassen. Und fast gleichzeitig.

Und: Treffen wir uns doch an der Grenze des Sagbaren.

Müller, Gespräche 2, 402f.: MÜLLER: Ja. Und sie wollen europäische Kultur importieren. Und deswegen habe ich diese vielleicht böse Parabel erzählt aus Brasilien. Da gibt es im Amazonas-Urwald eine Ameisenart, die ist genetisch darauf programmiert, nur auf dem Boden zu laufen, also nur in der Waagerechten sich zu bewegen. Wenn ein Hindernis auftaucht, laufen sie drum’rum, sie können nicht steigen. KLUGE: Das ist wahr, das ist naturwissenschaftlich erwiesen. Das hat schon Alexander von Humboldt entwickelt. MÜLLER: Ja. Und da gibt es auf den Bäumen eine Pflanze, eine Blume, die ihre Sporen abwirft auf den Boden, und da fallen sehr viele auf Ameisen, und diese Sporen arbeiten sich durch den Chitinpanzer der Ameisen in den Körper der Ameisen bis ins Gehirn und ändern das genetische Programm so, daß die Ameisen die Bäume hochlaufen. Wenn sie ganz oben sind, und es geht nicht weiter, krallen sie sich fest, sterben, und aus dem Kopf wächst die Blume.

Überhaupt (nach Guattari / Deleuze): Die Entwendung der Sprache. (Die Auslotung von Begrifflichkeit. Ihr Aufspannen auf fremdem Terrain).

Überhaupt: Die akademische Mundart (H. Burger)

Und überhaupt: sind Wörter Wendungen.

(Heute haben wir noch nicht von Captain Calvados geträumt. Dabei ist auch er nur ein Text, über den man spricht.)

Zu recherchieren: Primär- und sekundärliterarische Arbeiten, die sich mit Titeln und Titelungen beschäftigen. Arbeiten, die nur aus Titeln bestehen. Die diese problematisieren.

Und: der auch mögliche Titel zu den Titelungen: die tote Zeit. (Die toten Zeiten etc. …)

(Das ältere Söhnchen denkt über einen nicht-autorisierten, dritten Band von Johanna Spyris “Heidi” nach. Arbeitstitel: Heidi und die Seeräuber. Ich unterstütze ihn nach Kräften in seinem Vorhaben. Bücher bestehen immer nur aus Büchern. Auch aus ungeschriebenen, oft …)

Und: Die doppelten Aventiuren. Perzeval & Co. Kinder haben ein Gespür für alte, epische Strukturen. Eine genetische oder eine entwicklungsbiologische Sache, vielleicht. Ein natürlicher Kunstsinn.

Formen zu Formeln (notula nova 60)

Aber: jeder dachte, es würde schneller gehen. (Und: “mich stört, wie er über Rosen schreibt.“)

Aus der Spex: “Wer ist eigentlich der Autor eines Songs, wenn jede Textzeile geklaut ist? Spechtl: “Der, der montiert, natürlich.“” (Heut mit dem älteren Söhnchen gebaut: The lego kingdom of radio and disbelieve.)

Überhaupt: “Text bleibt erstes Instrument” (Aus dem Manifest der Goldenen Zitronen)

Und: Das literarische Weblog als Ort und Gegenstand proliferativer Poetik, gleichermassen … (Ist es schon meins? Oder schon nicht mehr?)

Zum Filmprojekt: die einzelnen Filme titeln (ti=) und jew. Film freistehend ins Blog posten (embed qua youtube o.ä.). Andernorts wird eine Titelliste generiert. Diese soll als Fliesstext lesbar werden. Eine Art Text-Titel-Bewegtbild-Modellierung. Zum Akrostichon. (Und: wenn eine Sportart wie Skispringen nun im Sommer und auf Rasen stattfindet, kann eigentlich nur noch von Kunst die Rede sein.)

Und: die Erscheinung (das Erscheinungsbild) des literarischen Weblogs, der Header, die Farben, Gadgets, Widgets, Navigationsstruktur: All das ist paratextuelles Cover des Blogcontents. Jeder Text, jede Seite wird so einer optischen (oberflächlichen) Identität (body) zugeordnet. Text, content und Tiefenstruktur ist aber, was als Inhalt des Körpers zu betrachten ist, und was je nach Lektüreart und Medium (Rss-Reader, Aggregator, PDF etc.) in anderer Bekleidung gelesen wird. Eine Anpassung des Inhalts (Auszeichnung mit HTML-tags innerhalb des Posts, bspw.) auf den flüchtigen (sterblichen) Körper hin (auch wenn es der vermeintlich eigene sei), mag in anderen Umgebungen schäbig und seelenlos wirken. Soll Form und Inhalt (Leib/Seele) bei einer Analyse oder nur: Lektur, gleichermassen oder gar gegenbezüglich berücksichtigt werden, muss auch an diese (für implizite Leser unterschiedlichsten) Spannungsebenen gedacht werden.)

Und: wenn ich über eine Fernsehserie spreche, spreche ich selten über den Fernseher. Den Fokus bestimmt, wer den Sternenhimmel rahmt. (Das gilt auch für dich: Buchkultur).

Und nachzudenken: über eine weitere Stringentisierung hier verwendeter Boolscher Operatoren in einer möglichen Überarbeitung. Ein komplexes System von Klammern, Ein- und Ausschlüssen, Aussagen und Verweisungen. Das: als (konkret-)poetische Surplus-Struktur. Als grossangelegte, poetische Formel.

Oder, Seite 1 f., bspw.:

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(Text) Und: Text () Oder: Text) Nicht: Text ()) Überhaupt: Text () ()) … undsoweiter