You scream (notula nova 24)

Und: er hatte das Lächeln einer gut gefütterten Katze. (Auch zu diesem Bild: Suchen und Finden, Kreuzkusinen lebendigen Seins).

Da! Jetzt sind endlich die Wörter da: Haupttaktik von Goetz’ Klage ist es, einen Text darzustellen, der vorgibt, um ein vielfaches objektiv mehr zu wissen, als der Text selbst über sich weiss. Das erzeugt beim Lesen ein angenehmes Gefühl des Schwindels. Ein Schrumpfen in alle Himmelsrichtungen. Und endlich eine konturierte Anschauung über den Begriff „Berlin“ jenseits des Recherchierbaren.

Und: “Der Kampf um Schnäppchenleser”. (Seit geraumer Zeit dieses Bläschen an der Unterlippe. Eine Hautreizung? Oder Entzündung? Ein Faktum, das sich keiner Beobachtung entzieht.)

Auch: die Lyrik-Einlassungen im NZZ-Feuilleton: seichte Gewässer. (Metonymien: Heute die Gesellschaft wegen ganz anderer Dinge verachten, als früher.)

3 Schwaben (2 Männer, 1 Frau) sind im besten Mannesalter auf Geschäftsreise. Ist das noch Arbeitszeit? Bis Stuttgart? Sie entdecken eine zurückgebliebene BILD-Zeitung. Furchtbar, die Welt. Und das am Herzen operierte Kind. Rote Krawatte, dunkelrote Punkte, graues Jackett. Bürstenschnitt, grau. Sie: Schal, dunkle Bluse, modische Digitaluhr. Blondiert. Daneben: Daunenjacke. Gewerkschaftsfeige. Monatskartentarife. Merkel. Als Eisverkäuferin arbeiten – “würde ich auch machen, wenn man mir 2 Millionen Abfindung gibt”. Reisekostenabrechnungen. Betriebsräte. Wahlen. Esslingen. Stuttgart. (Die Augen auf. Die Ohren auf. Den Gesichtern der Menschen nur knapp begegnen. Eigentlich: knapp verfehlen. Wachsam sein. Motivationen. Enttäuschungen. Umschulungen. Kurse zu diesem und jenem. LLL – lebenslanges Lernen. Etwas geht viel zu lange. Der Chef. Der Chef ist der Herr im Haus.)

Und 8 Jahre später hat man dann plötzlich 1 Frau und 2 Kinder. (Kann Gott einen Stein schaffen, so schwer, dass er ihn nicht zu heben vermag?)

An einer Kölner Einwandung: Sauros Verlag. Nie gehört. Zerkratztes Graffiti, teilweise übersprayt, nachzuschlagen. (Nachtrag: man verlegt Materialien für selbstgesteuertes Lernen). Und: Die meisten Lyriker können posthum wohl von ihren Gedichten leben. Und: Das Reizklima in Wuppertal. Und Heiko? Heiko wer?

Neu gelernt: “Schlampenstempel”. Und: “Bobby – Das erste Automagazin für Kinder”.

Daneben Diskussionen über: die Reputation des Flattersatzes. “Schlampe und Schlampampe als Zeitungstitel”. Klage.

Im Warenkorb (notula nova 23)

Der Kollege hat sich auf seiner Homepage verschrieben. “Nicht bei Torst”, heisst es da. (Nicht bei Torsten. nicht bei torsten trink / ich mir einen und / stick mir zwei fahnen.)

Dann: denke ich, wenn ich nicht mehr schreiben würde, würde ich nicht mehr lesen. Und umgekehrt: lese ich, werde ich wohl schreiben müssen. (Überhaupt: kennt sich hier jemand gut mit dem Internet aus?).

Und: die Vorortkultur vs. die Vorortkultur.

Und: die Verbraucher meiner Texte. Die Konsumenten meines Romans. (Die erste Zigarette am Morgen. Nachdenken über den Grundzustand. Noch ein Zitat: “Was ist meine eigentliche Angelegenheit? Diese Frage hat mich voll erwischt!” Meister Yunmen vom Wolkentor-Berg (864-949)).

Vielleicht muss man die protestantische Ethik als immer noch grassierende Übererfüllungsphilosophie verstehen. Und dementsprechend: als einen Heilsplan der Beschleunigung. (Auf dem Fahrrad: Es ist gar nicht mein Problem, wenn andere nicht ihr Denkschema verlassen können. Und auch: “The download of my life“).

Auf einem Merkzettel steht noch: todo08: Eine Zwischenbilanz meiner Gefühle. (Auf der Rückseite, ein Einkaufszettel: Universalerde (kl. Sack), Bier, Wein, Zwieback).

Rezession! (notula nova 22, supplement II)

Ein Alpenpanoramarelief auf dem Gurten. „Diese Anlage wird dem Schutze des Publikums anempfohlen“. (Ja, Kerben Kleinstein mit einer etwas peinlichen Textdidaktik, so zwischen Lesebuch, 9. Klasse und der Ortskernschilderung eines Wikipediaartikels).

Dabei: Jeder Text fordert auch eine gewisse Toleranz. Muss man stets prüfen, ob er nicht auch gegen mögliche Intoleranz von Lesermehrheiten in Schutz genommen werden muss. Ein Text bleibt unter Umständen einiges länger als die Lesermehrheiten. (So viel zur Marktbeschielung des Lektorats).

Anhand des Fehlerkorrektors eines Wortprozessors, anhand roter Unterstreichungen inhaltliche Cluster wahrnehmen. Themen. Namen. Fremdheit. Selektiver Blick. Lesen. Andersheit. Dichte. (Heftig, harte Bewusstseinsprozesse. Sich verirrend.)

Dann: steht da ein Gedanke im Raum. Und gleich daneben: sein Hintergedanke. Eine Art Revanchefoul.

Du liegst vor mir schlank

tintenhafte Kleckserei

oder nur Gedank

Und der zu schreibende Ratgeber: „Anstand bewahren in der Rezession“.

Dabei stelle ich mir ernsthaft die Frage, ob mich Lyrik überhaupt noch interessieren kann. Oder erzählerische Texte. Nach wie vor aber das Interesse für Sprache auf der Suche nach ihrer Form. (Ich stelle mich noch nicht selbst in Frage).

Aretius

Artopoeus

Fellenberg

Hospinian

Zesa

(Und zu deren Konservierungsstufen)

Überhaupt: ist das Weblog eine Software, die helfen kann, weiterzuschreiben. Ein Ansporn zur Kontinuität. Die Wahngesinnten.

Nonexit-Exit-Strategie (supplement II)

(Barthes, Neutrum, 127)

Heterotopoietisches (notula nova 21)

Da geht F. an mir vorbei. Und erkennt mich nicht. (Im öffentlichen Raum verschwimmen die Konturen.)

Und: Wider die optimierten Buchzyklen. Wozu auch? Verlegt man Texte an den Grenzen der Lesbarkeit. (Dort drüben! Eine Frau mit einem buchfernen Äusseren. Und ihr Name? “Kerben Kleinstein” vielleicht? Dies für den Figurenkatalog.)

Noch einmal zu Barthes: Nicht: Ich schreibe an einem Roman. Oder: ich schreibe an (Romantitel). Sondern: Ich schreibe (Romantitel). Hier an die Ausweitung denken. Konzeptuell: Nicht nur: Ich schreibe an einem Verlag. Sondern (auch): Ich schreibe den Verlag. In etwa. (Das, wenn ich alle Teile dessen bin. Ad: “Der Verlag als poietischer Text”.)

Weiter, anders: Der Verlag muss also als “Werk” angesehen werden. Es finden funktionale Verschiebungen an Betrachtung statt. Der Verleger wird Herausgeber, wenn er nicht nur Autor ist. Die Textteile (Werke) sind die Kapitel des Romans. Romantischer Extremismus. Folgerichtig muss der Verlag als Werk eingereicht werden. Das VLB, die Nationalbibliothek wird schön grüssen. Wir verleihen ihm eine eigene ISBN. Die Kapitel sind auch medial heterogen. Sie müssen gesucht und entdeckt werden. Man selbst schreibt sich suchend fort. Schreibend: sowieso. Ein Projekt in 100 Stücken?

Luftbuchung oder Akzentverschiebung? (Theoretische und praktische Folgen? Der Begriff des Kunstwerks vs. Reproduktion, Markt, Betrieb. Oder Metapherologisch: Verlagspoetik vs. Anthologie). Vgl. auch den textuell ähnlichen Ansatz der “edition haus am gern”.

Um 16 Uhr 20: Wenig Nebel. Flache Sonne. Sekunden der Freiheit.