In Concert (notula nova 20)

Für F. und R.

Und: Kurt Wagner ist ein kleiner Mann. Hinter dem Mischpult. An meiner Schulter, quasi. (Oder nur unter dem Einfluss von la belle cigarette? Vielleicht trägt er auch nur deshalb die Schildmütze – um 5cm grösser zu erscheinen. Jetzt: 8 blaue Scheinwerfer).

Zur Linken: Is he the paper hat? Or is he someone else? (Und: Wer ist denn nun Leo Kottke? Hm. Jetzt ein paar Nüsschen. Aber da steht doch ein Schälchen. Aber das kann man doch nicht einfach wegnehmen. 6 Rote, 5 Gelbe, 2 Blaue.)

16 Grüne, 16 Blaue, 5 Gelbe.

Denkt man so nebenbei: What about Excel-Art? Überhaupt: wir müssten uns mal über den Begriff “Digitaler Strukturalismus” unterhalten. (12 Rote, 20 Blaue.)

24 grüne Lichter. (Um es nicht Das Maximalgrüne zu nennen. Nun hört er sich etwas wie Herbert Grönemeyer an. EY Grönemeyer. Haha. Verstehst du? EY Meyer. EY Grönemeyer. Haha.)

Und: mit F. darüber nachdenken, nicht an einer kleinen Edition mit den besten Lambchop-Witzen zu arbeiten. Solchen, die in CH nur unvollständig verstanden wurden. (Wie will man das messen?). Sich dazu den längsten Buchtitel der Welt ausdenken. (Um Seiten und Spalten der Kataloge zu zertrümmern. Ist es im Deutschen eigentlich immer noch Marat/Sade?)

Und: R. wird sich gleich ein Tour-T-Shirt kaufen. Sie hat schon den Tour-T-Shirt-Blick.

Wenn Laub fällt (notula nova 19a)

Ein im Bus schlafender Mann sieht selbst mit Vollbart noch wie ein Mädchen aus.

(Der Berg so schräg, die Sonne will einfach nicht daran untergehen.)

Erkenntnis im Berg: Wozu braucht eine Gesellschaft all diese motorischen Hochleistungsapparate. (Eine Eselei, Eine Narretei – Ein Leselei, Eine Narratei)

Und ihr schreiben nenne ich: Avancierte Prosa. Eine Grammatik wie ein verfilzter Hut. Ein schönes, altes, wertvolles Teil. (Dabei: Ich begrüsse Sie vs. Sie können mich mal begrüssen).

Natürlich die Wohlstandsverblödeten. (Er: schimpft über kleine Kinder, die ihm nicht schnell genug Platz machen. Sie: im Gucci-Kostüm. O.ä. Markierung: toupierter Pudel. Wir schreien ihnen “Klassenfeind” hinterher).

Und: der Boulevard. Alles, jenseits meiner Ränder. (Dabei zu lange in ein Schaufenster geschaut. Hängen geblieben. Spiegelung bewundert. Bus verpasst.)

Und wieder wässert die Bambushexe ihre Sträucher. Sie trägt dabei, wie immer, ihre knöcheltiefen, schwarzen Leggins und ein ausgeleiertes, weisses T-Shirt. (Was sich da abzeichnet, ist kaum aussprechbar). Ein unbestimmtes Motiv. Nun entfernt sie Bambuslaub aus den Kübeln, schüttelt die Pflanzen, ihre abgestorbenen Teile vom Körper und macht dabei ein Gesicht, als läge sie mit ihnen im Krieg.

Zur Trennkost (notula nova 17)

Die Beschäftigung mit eigener Schrift (eigener “manuscripture“) als Element des Schreibimpulses. Ist diese Haltung „camp“? Ironische Affirmation einer gewissen Kitschigkeit (der Entblösung einer anderen Entblösung)? Oder sehr ernst gemeint? Es ist wahrscheinlich erst am Ende des Serials (Ichschrift) zu beurteilen. Es ist sowieso nur von anderen zu beurteilen.

(Man findet hier kein Leben. Nur lebenserhaltende Massnahmen. S.a. die Balkonbepflanzung in der Nachbarschaft. Kein braunes Blatt. Selbst die Geranien bestaunen sich gegenseitig auf Augenhöhe. Dabei beginnt der Herbst.)

Vitalität als Kontrastprogramm. (Und: im Medienzeitalter gibt es nur noch Wirkungsgeschichten. Dagegen Romantik. „Machen wir mal Romantik?“ „Wer macht jetzt mit wem Romantik?“)

Folglich: Entweder ist das meiste nun Poesie. Oder eben nicht. Dazwischen gibt es kaum etwas. (All die verpassten Räusche. All das nicht aufgedrängte Vokabular …)

Was hat das Schreiben mit dem Essen zu tun? Joubert hatte eine Vorliebe für das Fragment. „Jeden Augenblick änderte Joubert seine Diät und seine Lebensweise. Einen Tag lebte er nur von Milch, am anderen Tag nur von Hackfleisch.“ (Chateaubriand). Poetik der Trennkost, undsoweiter.