die routinierten aus dem norden klappen mit sparsamen bewegungen ihre betten hoch im morgenschimmer Villa San Giovanni an die letzten hänge des festlands hingeklebt der hall nun in einem schiffsbauch und rufe in rangieritalienisch – an die aussenwand gedrückt zu den aufgangsstiegen und angestanden zu einem schnellen kaffee – Messina im lichtergetuschel die meerenge saugt den wind herein und tanker auf dem rechenschieber eines freien horizonts die geometrie der hafenmanöver – dann wird das schiff nur mehr zu einem stück masse die in ruhigen zirkeln das wasser vermisst sich da hinstellen und dort in diesem unklaren morgenfrösteln wo eine sehne sich spannt und pfeil um pfeil in trockenes land wirft.
taberna kritika
St Angelo in Formis
(Kampanien Sommer 2004)
Irgendwann im vergangenen Jahrhundert
hat er das Auge auf diese leuchtende Erscheinung geworfen
Ein Diapositiv zeugt davon:
Die Flucht des Paulus aus Damaskus
(Fresko in St. Prokuls bei Naturns im unteren Vintschgau)
Weiter kam er nicht
Als er mit vierzig starb
befand es sich mit zahlreichen anderen
in einer Box aus grauem Metall
(Wie sein Sarg beschaffen war
weiß ich nicht mehr
weiß noch
daß ich eine Schaufel Erde
auf den Deckel warf &
meine Mutter
hinterher springen wollte)
Er muß Kunstsinn besessen haben
denke ich, sein Sohn,
wie er Nachfahre oberschwäbischer Bauern
Als ich neulich in dem Kaff bei Neapel
weit unten in Süditalien
die Fresken von St. Angelo in Formis
betrachtete (Christus im Ölbaum-Garten)
kam er mir in den Sinn:
“Ich finde dich nicht mehr &
Vater, warum hast du mich verlassen?”
Wie gern würde ich ihn all das sehen lassen
Ich kaufte ihm eine Ansichtskarte &
Weiß nun nicht wohin damit
Brüssel im Regen
(Sommer 2001)
Noch immer trinke ich meinen Morgenkaffee
aus der Tasse, die sie mir in Brüssel schenkte
Le pain quotidien mit gesprungenem Rand
Sie war niedergeschlagen &
mein Besuch freute sie
Sans amis la vie e triste
stand auf der Fußmatte
ihrer abgeblühten Wohnung in der Rue St. Jacques
mit Klo auf dem Zwischengeschoß &
der Dusche neben dem Geschirrspüler
Ich gab ihr, was sie am nötigsten hatte
Halt am Ende des goldenen Seils
das Ankertau zur Domstadt
wo die Doppeltürme ins Blau ragten
Siehst du, sagte sie
hier regnete es in einem fort
Es stimmte: ihr schwarzes Haar
schimmerte bläulich vor Nässe
Ich liebte sie &
wäre gerne gewesen wie der Regen:
Ganz nah ihrem Haar &
ihr nicht gleichgültig
alpenlauschen lauschen
taberna kritika präsentiert:
eine arthouse lo-fi wohnzimmerproduktion, 2004
alpenlauschen 0.1 (hörbuch, 17 min., mp3/ 24 MB)
der als unaufführbar geltende dialog zweyer bergen (mehr) liegt jetzt in einer frechen audacity-umsetzung vor – ergebnis eines kleinen wochenend-selbstlernkurses ohne handbuch. entdecken sie ungehörte sounds & effekte und verstehen sie, warum das knacken der copypaste-einfrickelungen nicht mehr als störung, sondern als wichtiges, selbstverständliches stilmittel zeitgenössischer hörproduktionen zu betrachten ist. die geübten sprecher sind natürlich alle eines astreinen hochdeutschen mächtig – die charmante süddeutsche einfärbung der stimmen aber ein genialer regieeinfall, der von dieser software problemlos unterstützt wird. nebenbei wurden mindestens 3 versprecher eingebaut – ein ohrensessel für jede hörspielfreundin.
viel vergnügen bei der suche!!!
(natürlich wird daran weitergearbeitet. irgendwann.)
Rohre Drähte Schienen Räder XXIV
